Wiebke Lückert und Anna Georgi von der reSOURCE Dresden GmbH kennen sich aus einer Weiterbildung und haben im ehrenamtlichen Bereich zusammengearbeitet. In den letzten zwei Wochen haben sie zwei gemeinsame Webinare konzipiert und durchgeführt. Alte Hasen im Feld?! Eher nicht, denn vor der Zeit des Virus, dessen Name nicht genannt werden darf, waren beide große Fans des live-Arbeitens mit Gruppen und Einzelpersonen. Das sind sie noch immer! Nun haben sie angefangen, sich mit den digitalen Möglichkeiten vertraut machen. Zu ihrer Überraschung entdeckten beide viel Spannendes und einige Gewinne in dieser Herausforderung…
In diesem Blogeintrag wollen sie gemeinsam ihre Erfahrungen reflektieren.
Anna: Hallo Wiebke. Nun haben wir es geschafft und es ist ja ganz gut gelaufen. Kannst du dich noch erinnern was du gedacht hast, als wir das erste Mal überlegt haben ein Webinar zu machen?
Wiebke: Klar, das war pure Verzweiflung… Bei mir gingen bei der Vorstellung einer Videokonferenz erstmal alle Alarmglocken an. Volle Pulle. Ich hatte so Bilder vor Augen: Langweilige Videos, die ich ansehen oder herstellen muss, Köpfe von Teilnehmenden, die auf die Tastatur krachen, vielleicht noch ein YouTube-Video mit meinen dümmsten Versprechern für immer im Netz – sowas eben. Und auch für die 1:1 Arbeit war ja plötzlich alles auf Null – schon eher doof für Systemisch-arbeitende Menschen, wie uns. Aber die Idee zum ersten Webinar und auch etwas ausführlicheren Erfahrungen mit OnlineWebinaren, die hattest du… Am Anfang hatte meine Recherche zu Onlinetools eben viel von der Mentalität der Bremer Stadtmusikanten. „Was besseres als den Tod finden wir überall“!
Anna: Ich finde es spannend, dass du dachtest, ich hatte mehr Erfahrung. Genau genommen war ich vorher zweimal Teilnehmerin gewesen – das war es dann auch schon an Erfahrung. Aber ich glaube diese Kompetenzzuschreibung zeigt etwas Wichtiges: Mit wenig Vorsprung hat man schon viel gelernt. Ich hatte übrigens auch ganz schön Respekt. Vor allem hatte ich Sorge, dass die Technik dann irgendwie nicht geht. Das finde ich nämlich unheimlich frustrierend. Wenn man nichts hört oder sieht… Außerdem war es ganz schön herausfordernd, unsere erprobten und bewährten Methoden in diesen Kontext zu übertragen.
Wiebke: Das erste Webinar haben wir ja auch genau zu dem Thema und mit einer ausgesprochen dankbaren Zielgruppe gemacht. Skillshare mit anderen mehr oder weniger verzweifelten Systemiker*innen – das war auch so irre, wie wohltuend diese Menschen und Begegnungen auf dem Bildschirm waren. Nach einigen Tagen im LockDown. Das war ´ne gute Möglichkeit sich freizuschwimmen. Obwohl es ja auch technisches Versagen gab – die Umfrage hat nicht geklappt… Aber die Entscheidung, zu zweit zu moderieren und einen recht genauen Ablaufplan zu haben, war klug, denke ich. Und dann ja gleich das nächste Webinar. Diesmal waren es jüngere (und vermutlich viel medienaffinere) Teilnehmende. Wir hatten da beide mit der Frage des fehlenden Feedbacks zu tun, bei lauter gemuteten Teilnehmenden, die ihre Kamera ausgemacht hatten… Aber Du hattest doch noch ein Gespräch mit unseren Auftraggebenden. Die waren doch auch ganz zufrieden mit unserem Vorgehen?
Anna: Auf jeden Fall! Unsere zweite Veranstaltung, ein Webinar mit jungen Ehrenamtlichen zum Thema Zeitmanagement, war für mich echt nochmal eine andere Herausforderung. Wir kannten die Teilnehmenden nicht, das Tool Jitsi lief unbeständig und der Anteil an Wissensvermittlung war viel größer. Aber das anschließende Gespräch lief gut. Die Organisator*innen waren ziemlich überrascht von dem hohen Anteil an Aktion und aktiver Mitarbeit. Sie fanden toll, dass sie gleich zuhause etwas ausprobieren konnten und in Kleingruppen diskutieren durften. Die Sahnehäubchen war, dass sie unsere Inputs und ihre Beiträge als Dokumentation bekommen haben. Da haben sie sich auch ernst genommen und gesehen gefühlt. Was meinst du, was waren unsere Erkenntnisse aus diesen beiden Veranstaltungen?
Wiebke: Als alte Pfadfinderin würde ich es mit Baden-Powell, dem Begründer dieser Jugendbewegung in einem Satz zusammenfassen: Learning by Doing. Ist im Web wie im echten Leben. Für Teilnehmende und auch für Trainer*innen. Und ich habe auch wieder gemerkt „zusammen ist man weniger allein“ und kriegt was zum Laufen.
Anna: Baden-Powell kann ich zwar zustimmen, aber ich würde das gern noch ein wenig vertiefen. Ich habe zum Beispiel gelernt, dass eine strikte Moderation aus meiner Sicht sehr wohltuend ist. Da sehe ich wirklich einen großen Unterschied zu einem Seminar. Wenn die Aufgabe nicht klar ist oder kurz Stille herrscht, dann kann ich live immer zum Nachbarn lunschen, was der so macht. Beim WEBinar haben wir aber schnell das Gefühl, ich habe was nicht mitbekommen oder die Technik versagt oder so. Das macht unsicher, frustriert und lenkt vom eigentlichen Thema ab. Daher finde ich sehr klare Ansagen und einen straffen Plan so entlastend. Und auch dein zweiter Punkt trifft da voll zu. Allein ist doof 😉
Wiebke: Da hast du recht… Auf der technischen Ebene können wir auch noch festhalten: Wenn das eine Tool nicht läuft, kann man ein anderes probieren – da ist ja unheimlich viel auf dem Markt… Ich hab richtig Blut geleckt und will mehr probieren. Mir fällt grad auf – Seminar oder Trainings mit dir sind sonst immer ein RIESENAKT – Du in Dresden, ich hier in Leipzig. Und das war plötzlich ganz leicht. Anna, bleiben wir dran?
Anna: Auf jeden Fall bleiben wir dran! Da sieht man wirklich gut diesen riesigen Vorteil des ortsunabhängigen Arbeitens. Plötzlich war das wirklich relativ easy. Keine Raumplanung, keine Anfahrt, keine Organisation beider Familien – einfach an den Rechner und los gehts!